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Rezension zur Viola-Sonate in d-Moll, Op. 22, von Lennox Berkeley Die Viola-Sonate von Lennox Berkeley, komponiert 1945-46, ist eine bemerkenswerte Bereicherung des Bratscherepertoires. Heute hatte ich das Vergnügen, dieses Werk gemeinsam mit der Pianistin Lauretta Bloomer in ihrem charmanten Haus in Sliedrecht zu spielen. Die Sonate eignet sich hervorragend für fortgeschrittene Studierende eines Konservatoriums und stellt sowohl technische als auch emotionale Herausforderungen. Der erste Satz, mit der Bezeichnung Allegro ma non troppo, besticht durch seine Balance zwischen Energie und lyrischer Tiefe. Die Markierung non troppo scheint sich eher auf den Charakter als auf das Tempo zu beziehen, insbesondere wenn man den Satz gedanklich “in Eins” fasst. Ein plötzlicher Tranquillo-Abschnitt kommt überraschend und erfreulich, was Berkeleys Sensibilität für Charakterwechsel unterstreicht. Die zahlreichen Charakterangaben in diesem Satz machen ihn besonders lohnenswert für Musiker*innen, die gerne mit Klangfarben und Stimmungen experimentieren. Auffällig ist, dass dieser Satz deutlich länger ist als die anderen beiden, was ihm ein besonderes Gewicht verleiht. Der zweite Satz, Adagio, ist von einer ergreifenden Schönheit und langen, weit gespannten Phrasen geprägt, die eine sorgfältige Gestaltung erfordern. Die scharfen Rhythmen der Zweiunddreißigstel am Ende der langen Noten sind entscheidend, um die fast feierliche Atmosphäre einzufangen, die an eine Prozession erinnert. Dieser Satz fordert die Musiker*innen dazu heraus, die Phrasen zu weiten und ihre meditative Qualität beizubehalten, ohne dabei die darunterliegende Spannung zu verlieren. Der dritte Satz, Allegro, hat einen lebhaften und beschwingten Charakter. Sein tänzerisches, von Volksmusik inspiriertes Gefühl wird besonders durch den Wechsel zwischen 6/8- und 4/8-Takten unterstrichen, was ihn sehr unterhaltsam zu spielen macht. Dieses Finale besitzt eine mitreißende Energie und rundet die Sonate auf äußerst befriedigende Weise ab. Die rhythmischen Feinheiten und der lebhafte Geist machen diesen Satz zu einem wahren Fest für die Vielseitigkeit der Bratsche. Die gesamte Sonate hat eine Dauer von etwa 17 Minuten und eignet sich daher hervorragend als Programmpunkt für die erste Hälfte eines Recitals. Berkeleys Komposition ist ausgesprochen idiomatisch für beide Instrumente, wobei Klavier und Bratsche in einem eleganten Dialog stehen. Das Werk erfordert nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis für Klangfarben und Charakter und belohnt Musiker*innen, die eine breite Palette an Emotionen zum Ausdruck bringen können. Zusammenfassend ist Berkeleys Viola-Sonate ein fesselndes und emotional reiches Werk. Ob als Zentrum eines Recitals oder als Teil eines Programms – es bietet sowohl Musiker*innen als auch dem Publikum eine bedeutungsvolle und farbenreiche musikalische Reise. Karin Dolman 7. Januar 2025
Review of Lennox Berkeley’s Viola Sonata in D minor, Op. 22 Lennox Berkeley’s Sonata for Viola and Piano, composed in 1945-46, is a remarkable addition to the viola repertoire. Today, I had the pleasure of playing this sonata with pianist Lauretta Bloomer in her charming home in Sliedrecht. The sonata is a perfect piece for advanced conservatory students, offering challenges in both technical execution and emotional expression. The first movement, marked Allegro ma non troppo, is striking in its balance of vigor and lyrical depth. The marking non troppo seems to influence the character rather than tempo, especially when thinking of the piece in one. A sudden Tranquillo passage comes as a delightful surprise, highlighting Berkeley’s sensitivity to character shifts. The character indications throughout this movement make it especially rewarding for performers who enjoy exploring tonal colors and moods. Notably, this movement is significantly longer than the other two, giving it a weighty presence. The second movement, Adagio, is hauntingly beautiful, with long, expansive phrases that demand careful attention to phrasing and color. The sharp rhythms of the 32nd notes at the end of the long notes are crucial to capturing the movement’s solemn, almost funereal atmosphere. There’s a sense of deep introspection here—a challenge lies in broadening the phrases to maintain their meditative quality without losing the tension beneath. The third movement, Allegro, shifts to a lively and buoyant character. Its folk-inspired dance feeling, driven by the interplay between 6/8 and 4/8 time signatures, makes it particularly enjoyable to perform. This finale has an infectious energy that brings the sonata to a satisfying conclusion. The rhythmic intricacies and vibrant spirit make it a true celebration of the viola’s versatility. The sonata has a total duration of approximately 17 minutes, making it a perfect piece for the first half of a recital. Berkeley’s writing is idiomatic for both instruments, with the piano and viola engaging in an elegant partnership throughout. It’s a work that demands not only technical skill but also a nuanced understanding of tone and character, rewarding performers who bring a wide palette of emotions to the table. In summary, Berkeley’s Viola Sonata is a compelling and emotionally rich work. Whether as a recital centerpiece or part of a program, it offers both performers and audiences a meaningful and colorful musical journey. Karin Dolman 7th of January 2025
Rezension zur Sonatine für Viola und Klavier von William Lloyd Webber Heute hatte ich das Vergnügen, zusammen mit Lauretta Bloomer eine der kürzesten Sonatinen zu spielen, die ich kenne: die Sonatine für Viola und Klavier von William Lloyd Webber. Diese Sonatine ist ein Muss für alle Bratschistinnen. Sie macht sowohl den Bratschistinnen als auch den Pianist*innen großen Spaß beim Üben und ist eine ausgezeichnete Wahl für Wettbewerbe. Das Zusammenspiel der beiden Instrumente ist äußerst reizvoll und macht den kollaborativen Prozess besonders lohnend. William Lloyd Webber, Vater der beiden berühmten Komponisten Andrew und Julian Lloyd Webber, wurde oft gefragt, warum die Sonatine so kurz sei. Seine Antwort war einfach, aber tiefgründig: „Man sollte nie mehr sagen, als es zu sagen gibt.“ Diese Philosophie zeigt sich deutlich in diesem Werk, in dem jede Note sorgfältig und bedeutungsvoll gesetzt ist. Der erste Satz ist eine wunderschöne, kompakte Reise, fast wie eine einzige ausgedehnte Phrase. Er beginnt mit dem sanften Aufgang einer Sonne und fängt die Ruhe und Wärme eines perfekten Tages ein. Am Ende des Satzes hat man das Gefühl, dass der Tag friedlich zu Ende geht, die Augen sich schließen und ein Lächeln auf dem Gesicht liegt. Mein persönlicher Lieblingsmoment ist in Takt 22, wenn das Klavier auf der Auftakt-Zählzeit einsetzt und nahtlos zur Bratsche hinzukommt. Das Ende dieses Satzes ist besonders eindrucksvoll – der Höhepunkt wird nur etwa acht Takte vor dem Schluss erreicht, um dann in den letzten Takten sanft auszuklingen. Es ist ein Meisterwerk der Gestaltung innerhalb eines kompakten Formats. Der zweite Satz, gespielt mit Dämpfer auf der Viola, bildet einen schönen Kontrast. Er ist nicht traurig, sondern warm und introspektiv, bereichert durch die üppigen Harmonien des Klaviers – Laurettas Lieblingselement des Stücks. Die punktierten Triole-Figuren in der Viola, die sich zart aufwärts bewegen, vermitteln das Gefühl eines flatternden Herzens und fügen eine leichte Spannung hinzu. Dieser Satz ist überwiegend aufwärtsgerichtet in seinen Linien und strahlt eine erhebende, hoffnungsvolle Stimmung aus. Erst in der abschließenden Solozeile der Viola spürt man den Übergang, der nahtlos in den letzten Satz überleitet. Der dritte Satz erinnerte Lauretta und mich sofort an Prokofjew, insbesondere an die Figur der Julia aus seiner Romeo und Julia-Suite. Dieses unschuldige, spielerische Gefühl eines jungen Mädchens durchzieht den gesamten Satz. Die Herausforderung besteht darin, diese Leichtigkeit bei einem schnellen Tempo einzufangen. Für mich stellt die Pizzicato-Passage einen besonderen Engpass dar – möglicherweise muss ich das Tempo für diese wenigen Takte leicht anpassen, um die Klarheit zu bewahren. Auch wenn Lauretta und ich das Stück noch nicht perfekt beherrschen, haben wir das Spielen heute sehr genossen. Diese Sonatine ist ein charmantes Werk, das Einfachheit mit ausdrucksvoller Tiefe perfekt ausbalanciert und sowohl Musiker*innen als auch das Publikum begeistert zurücklässt. Karin Dolman 7. Januar 2025
Review of William Lloyd Webber’s Sonata for Viola and Piano Today, Lauretta Bloomer and I had the pleasure of playing one of the shortest viola sonatas I know: William Lloyd Webber’s Sonata for Viola and Piano. Despite its brevity, this piece holds a unique charm and emotional depth, making it an excellent choice for our upcoming recital. William Lloyd Webber, father of two of the most renowned composers in musical history, Andrew and Julian Lloyd Webber, was often asked why the sonata is so short. His answer was simple yet profound: “You should never say more than there is to say.” This philosophy is evident throughout the piece, as every note feels deliberate and meaningful. The first movement is a beautiful and concise journey, almost like a single extended phrase. It begins with the gentle rise of a sun, capturing the serenity and warmth of a perfect day. By the end of the movement, one feels as though the day has come to a peaceful close, eyes shut, and a smile on the face. My personal favorite moment is in measure 22, with the piano’s entrance on the upbeat, seamlessly joining the viola’s line. The conclusion of this movement is particularly striking—its climax arrives just eight bars before the end, only to fade out gracefully in the final moments. It’s a masterful demonstration of how to create impact within a compact form. The second movement, played with a mute on the viola, offers a contrasting character. It’s not somber but warmly introspective, enriched by the piano’s lush harmonies—Lauretta’s favorite feature of the piece. The dotted triplet figures in the viola, ascending delicately, evoke a fluttering heart, adding a sense of gentle excitement. This movement is predominantly upward-moving in its lines, symbolizing an uplifting and hopeful emotion. Only in the final solo line of the viola do we feel the transition, leading seamlessly into the last movement. The third movement immediately reminded both Lauretta and me of Prokofiev, especially the character of Julia from his Romeo and Juliet suite. This innocent and playful feeling, like that of a young girl, defines the mood of the entire movement. The challenge lies in capturing this lightness at a brisk tempo. For me, the pizzicato passage presents a particular bottleneck—I might need to slightly adjust the tempo for those few bars to maintain clarity. This sonatina is a must for all viola students. It’s a joy to practice for both violists and pianists and would be an excellent choice for competitions. The interplay between the two instruments is delightful, making the collaborative process especially rewarding. While Lauretta and I are still working on mastering the piece, we thoroughly enjoyed playing it today. It’s a charming work that perfectly balances simplicity with expressive depth, leaving both performers and audiences captivated. Karin Dolman January 7th 2025